Das Leben ruft uns zu…

Das Leben ruft uns zu…

Das Leben ruft uns zu. Jeden Tag, auf unterschiedliche Art und Weise, ganz leise, fast unmerklich, manchmal bloß ein Flüstern, so, dass wir es gar nicht wirklich wahrnehmen. Es ruft. Manchmal laut, häufig dann, wenn wir es schon sehr lange ignoriert und uns bewusst von ihm abgelenkt haben. Dann ist es nicht mehr zu überhören, brüllt, fast fordernd und wir denken vielleicht ‚Sei still, von Dir lass ich mir gar nichts sagen, schon gar nicht, wenn Du mich so anschreist, ich glaube es hackt!‘. Manchmal zieht es sich dann zurück, murmelt ‚Hm, wer nicht hören will, muss fühlen, Du wirst schon sehn….‘, schmunzelt und denkt sich seinen Teil.

Denn nicht zuhören, das weiß es schon, das können wir gut. Und Ausreden finden, oh ja, unzählige Ausreden, die in Ausflüchte sinnleerer und uns doch so wahr erscheinender Wenn’s und Ja-Aber‘s münden, die uns ihrerseits vorgaukeln, der gewohnte Schmerz sei erträglicher, weil ja eben gewohnt, also allemal besser als ein Weitergehen und dadurch mögliche Erfüllung, denn je mehr wir haben, desto mehr haben wir auch zu verlieren, nicht wahr? Die krönende, ranzige Bequemlichkeits-Sahne, auf der schon vor Jahren abgelaufenen, trockenen Torte, garniert mit in Alkohol ertränkten, klebrigen, kandierten Geschichten, die wir uns hundert dunkle Winter lang erzählen, bis sie nicht mehr leuchten.

Abgelaufene, trockene Sahnetorte, Jahr um Jahr, zum Frühstück, zum Mittag, zum Abendbrot und wir wundern uns ernsthaft noch immer darüber, dass wir nicht leichter werden. Wenn’s und Ja-Aber’s und abgelaufene Sahnetorte. Und im Keller, im Abstellraum, direkt hinter den vielen Kartons voller längst vergessener Träume von Abenteuern, die unbändige Lust auf Weil‘s und Und-wenn-schon‘s und grüne Smoothies…

Das Leben ruft uns zu. Jeden Tag, auf unterschiedliche Art und Weise, ganz leise, fast unmerklich, manchmal bloß ein Flüstern, im Knacken des Eises auf dem See, im leisen Licht der frühen Sonne, zwischen den vielen Sternen um den majestätischen Vollmond, der sich im Wasser spiegelt, auf den Gipfeln der schneebedeckten, stillen Berge und durch das echte Lachen über eine leichte und völlig verrückte Verbundenheit, die man an den unvorhergesehensten Orten finden kann, wenn man sich traut, sich einfach einzulassen…

Das Leben ruft uns zu.
Und wenn wir endlich still werden, können wir hören, was es uns wundervolles zu erzählen hat…