Die Jungkabarettistin macht in ihrem ersten abendfüllenden Programm keinen Hehl daraus, dass sie noch am Anfang ihrer Karriere steht.
Da hat sie sich mal eben kurz ans Klavier gesetzt und findet sich vor einem begeisterten Publikum wieder – dabei ist sie doch Bloß Liese.
Zwar hat sie angeblich weder Klavierspielen noch Gesang gelernt, weiß ihr Publikum aber im Handumdrehen zu verzaubern.
Der rehäugige Blick und die Unschuldsmiene sind dabei vielleicht nur Teil einer Rolle, denn ihre frechen und charmanten Sprüche verraten schnell, dass sie es faustdick hinter den Ohren hat.
Gekonnt mischt Liese-Lotte Lübke Alltägliches und Autobiografisches und verbindet augenzwinkerndes Klavierkabarett mit den nachdenklichen Klängen ihrer Pianopoesie. Ob spritzig oder bewegend melancholisch, ihre Lieder sind nie oberflächlich, sondern beeindruckend tiefgründig. Inwieweit sie tatsächlich auf selbst Erlebtem basieren, bleibt ganz der Phantasie des Publikums überlassen.
Nur eines ist sicher: Sicher sein kann man sich nie.
Ihre Stücke spannen einen Bogen von erfundenem Irrsinn über bittere Alltagsrealität, bis zur Gesellschaftskritik: Schwiegermütter servieren verdorbene Speisen, Marionetten befreien sich aus den Fängen derer, die ihre Fäden ziehen und die Wahrheit über die Vertreibung aus dem Paradies wird auch endlich offenbart. Über all dem steht die Frage, ob ein Leben in geregelten Bahnen auf lange Sicht wirklich glücklich macht, wenn darüber die eigentlichen Träume vergessen werden. Der rote Faden, der dieses intelligente und unterhaltsame Programm zusammenhält, ist Bloß Liese, mit ihrem besonderen Blick auf die Welt.